Dave Portnoy: Ticker-Symbole aus dem Scrabble-Beutel — bessere Rendite als Buffett

Jonah Williams
4 min readJun 28, 2020

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Dave Portnoy, der Gründer von Barstool Sports, erobert gerade die Trading Welt. Auch wenn er momentan mehr Rendite macht als Warren Buffett — und nicht müde wird, das zu betonen — wird er das „Orakel aus Omaha“ möglicherweise nicht vom Investment-Thron stoßen. Unterhaltsam ist er trotzdem. Und wer weiß?

200 000 DOLLAR IN UNTERNEHMEN — EINFACH SO

Portnoy mit seinen mehr als 1,5 Millionen Twitter-Followern ist zu einer Art Gallionsfigur neuer Martkteilnehmer geworden. Die Anmeldungen für die provisionsfreie US-Trading-App Robinhood (vergleichbar mit Trade Republic) sind in den letzten Monaten durch die Decke gegangen.

Zweimal am Tag geht Portnoy live — und das ist sehenswert! Kaum behauptet er, man könne beliebige Buchstaben zusammenwürfeln und das nächstbeste Ticker-Symbol kaufen, schon holt er ein Scrabble-Spiel raus. Zieht drei Buchstaben und knallt mal eben 200 000 Dollar in RTX, ein Unternehmen, von dem er noch nie etwas gehört hat. Denn: “Stocks only go up” — da ist es auch egal, welche Aktien man kauft…

Man kann richtig mitfiebern, wenn er durch sein Portfolio geht. „Fuck this“, „Fuck that“. Er wettert gegen die Suits („We are pounding the suits“), die Hedgefund-Manager und Banker, die eindringlich vor dem nächsten großen Crash warnen. Die Bewertungen vieler Firmen, heute höher als vor dem Crash, machten keinen Sinn, betonen die. Portnoy hingegen beteuert immer und immer wieder, dass Aktien nur nach oben gehen.

Mitverantwortlich für seine gute Bilanz: Seine Positionen in Airliens und Kreuzfahrtunternehmen, gekauft am Boden. Diese Firmen wurden von der Corona-Pandemie besonders stark getroffen, verloren 80 Prozent und mehr. Inzwischen hat sich der Reise-Sektor wieder ein bisschen erholt. Ein paar hundert Prozent waren auf dem Weg nach oben bisher drin. Norwegian Cruise Line zum Beispiel ist von gut sieben Euro auf zwischenzeitlich über 24 gestiegen — macht respektable mehr als 300 Prozent.

MIT AIRLINES MILLIARDEN VERLOREN

Gerne nimmt sich Portnoy deswegen auch Warren Buffett vor. Der hatte bei der Jahrshauptversammlung Anfang Mai erklärt, dass Berkshire alle Airline-Positionen mit Milliarden-Verlust geschlossen hat. Damals verwies der 89-jährige Investor auf die Ungewissheit, wie sich die Reiseindustrie während Corona entwickelt.

Buffett gilt allerdings nicht umsonst als der beste Value-Investor unserer Zeit. In Jahrzehnten eine Hunderte Milliarden schwere Investmentgesellschaft aufzubauen und jährliche Renditen von durchschnittlich 20 Prozent zu liefern, müssen erstmal nachgemacht werden. Dass Warren Buffett allerdings nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, sagt er auch selbst. Amazon zum Beispiel habe Berkshire verpasst (auch, wenn sie inzwischen eine verhältnismäßig winzige Position aufgebaut haben). Warren Buffett schwört auf seinen „Circel of Competence“, seinen Kreis der Kompetenz.

Es sei nicht Buffetts Schuld, dass er alt ist. Auch Portnoy sei eines Tages alt — es sei denn, sein Hirn würde einen weg finden, nicht mehr zu altern, was ihn nicht schockieren würde. Portnoy bezeichnete Buffett auch als abgewaschen. Momentan, in diesem Markt, sei er eindeutig der bessere Investor (was richtig ist).

Einige weitere Tweets:

Keine Frage, Dave Portnoy scheffelt momentan Geld. Und sein Einfluss hat tausende dazu bewegt, sich für einen Online-Broker zu registrieren. Auch viele von diesen Menschen verdienen aktuell — sicherlich auch mit „Scrabble-Tipps“ von Portnoy. Laut Celebrity Net Worth ist Portnoy 118 Millionen Dollar schwer. Ein gutes Stück ist in den letzten Wochen dazugekommen.

Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Penn National Gaming einen Anteil von 36 Prozent an Barstool Sports für 163 Mio. USD erworben hatte, sprich eine Unternehmensbewertung von 450 Mio. USD . Portnoy besitzt viele PENN-Aktien, wie auch in seiner Twitter-Biografie steht. Auch diese Aktie hat sich inzwischen vom Crash im März gut erholt.

BUFFETT HAT IM CRASH IM MÄRZ NICHT INVESTIERT

Das hat sich rumgesprochen. Einige Medien und Investoren greifen die Rendite nach dem Motto “Stocks only go up” aktuell auf, fangen an, Buffett zu hinterfragen.

Denn der hat im 19-tägigen Bärenmarkt nichts gekauft. Kurz bevor alles den Bach runterging, hat er gar, wie gerade erwähnt, all seine Airline-Positionen veräußert. Auf mehr als 137 Milliarden Dollar Cash sitzt Buffett momentan. Hätte er das doch eingesetzt im Crash, hätte er jetzt XX Prozent gemacht, hätte, hätte, hätte…

Vielleicht war das ein Patzer. Guckt man sich Buffetts Strategie an, wirft man einen Blick auf die Geschäftsberichte der letzten Jahrzehnte, ist das unwahrscheinlich.

Wenn Buffett eine Sache kann, dann langfristig denken. Mit mehreren Jahrzehnten, am besten gar ein Leben lang, gibt er seinen Investment-Horizont an. Warren Buffett interessiert nicht, was ein Kurs heute macht, oder morgen, oder nächsten Monat. Ihn interessiert, ob das Unternehmen langfristig mehr wert ist. Forbes gibt Buffetts Vermögen aktuell mit über 71 Milliarden US-Dollar an.

BERKSHIRE HATHAWAY SITZT AUF 137 DOLLAR CASH

Sollte es in den nächsten Monaten den nächsten, ganz großen Crash geben, vor dem jetzt ach so viele Fond-Manager warnen, kann Buffetts Berkshire 137 Milliarden Dollar in den Markt knallen und zu Schnäppchen-Preisen einkaufen und damit langfristig ein noch viel gigantischeres Vermögen aufbauen. In letzter Zeit fehlten die richtigen Angebote, erklärte Buffett noch auf der Hauptversammlung (hier eine Zusammenfassung).

Es könnte eine der letzten ganz ganz großen Aktionen in Buffetts Karriere werden. Noch einmal zeigen, was er seit Jahrzehnten unter Beweis stellt. Geduld. Keine Emotionen, wenn es um Investments geht. Durchhaltevermögen. Alles um sich herum ignorieren. Und aggressiv werden, wenn alle anderen ängstlich sind. Und langfristig reich werden. Reicher als die allermeisten anderen. Und all die anderen gucken lassen, die jetzt ihr ganzes Geld verbraten haben, weil Aktien ja nur nach oben gehen — bis sie das eben nicht mehr tun…

Alles eine Frage der Zeit.

AIRLINES UND CO.: MÖGLICHE GEWINNE RIESIG

Es bleibt abzuwarten, ob Portnoy das Symbol eines neuen Bullenmarkts ist oder das Ende des Höhenflugs an der Börse repräsentieren wird, wie es viele hochrangige Hedgefund-Manager „vorhersagen“. Bis dahin gilt: Der mögliche Gewinn bei Investments in Airlines, Kreuzfahrtunternehmen und Co. ist riesig. Die FED pumpt weiter Geld in den Markt und es sieht tatsächlich so aus, als würden Aktien wirklich nur nach oben gehen. Jedenfalls momentan Wie lange ist unklar. Auch wie das Ganze ausgehen wird, klärt die Zukunft.

Unterm Strich und mit Blick auf die Vergangenheit: Warren Buffett ist eindeutig der bessere Investor, Dave Portnoy eindeutig der bessere Entertainer. Es ist es auf jeden Fall wert, Portnoy beim Traden zuzusehen.

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Written by Jonah Williams

19 years. Stocks, Investing, Programming, Tech

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